Seit 2009 lebe ich, Carlos, nun in der KoWa. Vieles ist seit dem geschehen. Ich begreife die Kommune als eine Gruppe, die sich mit dem Kauf der alten Puppenfabrik und dem dazugehörigen Gelände den Platz und die Möglichkeit zur Verwirklichung einer Utopie geschaffen hat.
Das Tragende und verbindende Element dieser Utopie ist die gemeinsame, solidarische Ökonomie. Die Rechtsform Verein als Eigentümer des Gebäudes, Geländes und der Produktionsmittel ermöglicht es uns gegenseitig auf gleicher Augenhöhe zu begegnen und damit steht das Haben nicht mehr länger über dem Sein, was ich im Grunde schon als revolutionär empfinde.
Bevor ich selbst hier eingezogen bin hat diese Gemeinschaft schon viel erlebt und geschafft, wovon ich selbst nur aus Erzählungen und diversen Dokumentationen weiß. Ich kann nur sagen, dass dem Beginn hier in der Puppenfabrik schon einige Jahre der Vorbereitung und Objektsuche vorausgegangen sind. 2003 war es dann so weit. Aus der Anfangszeit möchte ich ein paar alte Zeitungsartikel aus dem Jahr 2004 zum Besten geben. Die Pioniere der Kommune haben mit viel Einsatz, Indoorcamping und Entbehrung die alte verwahrloste Fabrik bewohnbar gemacht. Zum Zeitpunkt des Kaufes verfügte diese weder über Wohnräume noch über sanitäre Einrichtungen, sondern ausschließlich leere Fabrikhallen mit kaputten Fenstern und zerschlagenen Treppengeländern und jede Menge Müll.
Jetzt ist bereits ein Gebäudetrakt fast vollkommen ausgebaut. Es gibt viele beheizbare Zimmer, Bäder und gemeinschaftliche Aufenthaltsbereiche, auch einen Seminarbereich, der im Ausbau schon weit fortgeschritten ist. Ein eigenes Gästebad ist ebenfalls in Arbeit. Außerdem gibt es schon seit 2005 eine schön ausgebaute Kneipe, in der schon vielfältige kulturelle Veranstaltungen stattgefunden haben. Hier fehlen zur Zeit hauptsächlich motivierte, engagierte Menschen, die fest entschlossen sind die vorhandenen Mittel in Form einer bestens eingerichteten, großräumigen Küche und einer liebevoll gestalteten Kneipe wieder in Schwung zu bringen.
Am Beispiel der Kulturkneipe kann Mensch erkennen, dass es einige kritische Engpässe für die weitere Entwicklung der Kommune gibt. Hier ist es Personalmangel und fehlende finanzielle Unterstützung durch Förderer, um die umfangreiche, ehrenamtliche Kulturarbeit zu ermöglichen. Deshalb ist die Kneipe zur Zeit leider nur noch Sonntags für 2 Tanzvereine geöffnet. Unser Garten, der ja dieses Jahr, so wunderbar gepflegt wurde, dass er sich der Qualität eines Mustergartens für alternative Anbaumethoden sehr genähert hat, könnte bald auch ein ähnliches Schicksal wie das der Kneipe erleiden, da entsprechende Helfer dann wahrscheinlich für die Lohnarbeit außerhalb gebraucht werden. Manchmal frage ich mich wie wir die für das Entstehen und die Pflege unseres Gruppengefüges nötige Zeit und Energie aufbringen können, um den Einsatz für solidarische und politische Arbeit und ein ständiges Weiterbauen unter den hier in Thüringen schwierigen beruflichen Bedingungen zu schaffen. Wobei ja die Weiterentwicklung der eigenen, hier ansässigen Betriebe oder Arbeitsbereiche wie die beiden genannten oder der Leuchtenwerkstatt, des Seminarbereiches oder… erstrebenswerter wären. Trotz Allem ist die Stimmung gut und wir machen entschlossen weiter.